Erster Zwischenbericht

Liebe Unterstützer, Helfer, Spender und Freunde, als ich Ende letzter Woche einen privaten Aufruf bei Facebook absetzte, dass jeder einmal schauen solle, ob man für die von der Hochwasser-Katastrophe betroffenen Flutopfer nicht eine Sach- oder Geldspende übrighabe, konnte ich nicht ahnen, was daraus innerhalb von 6 Tagen erwachsen würde. Mittlerweile wurde aus diesem etwas naiven Aufruf eine echte Hilfsorganisation, die auch Dank der großartigen Pressearbeit und vieler Helfer wirkliche bedarfsgerechte Hilfe im Überflutungsgebiet der Gemeinde Swisttal leisten kann. Für mich selbst bedeutet dies seit letztem Freitag circa 200 Telefonate, 500 Nachrichtenantworten und etliche Gespräche hier vor Ort und somit ein 24/7 Job. Aber es lohnt sich!

So ist die Situation

Vor Ort in Swisttal gestaltet sich die Situation derzeit so, dass im Ortsteil Heimerzheim, der von der Swist beinahe vollständig geflutet wurde, der Ortskern beinahe komplett zerstört ist. Kindergärten, Schulen, die AWO-Kleiderkammer, Restaurants, Arztpraxen, Apotheken, Banken und etliche Wohnhäuser wurden ein Opfer des Wassers, Schlamms, Öls und anderer unerwünschter Besucher und sind nachhaltig beschädigt, vieles wohl abbruchreif. Von Einrichtungen, privaten Erinnerungen etc. mal ganz zu schweigen. Dennoch hat sich vor Ort eine unglaubliche Dynamik der Selbsthilfe entwickelt, neue Organisationsstrukturen wurden gegründet und die Menschen buddeln sich sprichwörtlich selbst wieder aus. Langsam sieht man daher ein Licht am Ende des Tunnels und die Schäden können aufgenommen werden. Die Ortsteile Odendorf, Miel, Ludendorf und Essig durften erst Montagabend zurück in ihrer Dörfer und sind immer noch mit der Rettung, Bergung und groben Aufräumarbeiten beschäftigt. Da auch das Rathaus der Gemeinde ein Opfer der Flut wurde, die gesamte bürokratische Infrastruktur und IT zusammengebrochen ist und der Krisenstab mehrmals umziehen musste, ist eine koordinierte Hilfe seitens der Verantwortlichen nur schwer möglich. Leider hat es in der Gemeinde Swisttal Tote gegeben. Die genaue Anzahl wird erst nach Abschluss aller Rettungsmaßnahmen bekannt werden, da immer noch Leichenspürhunde in den Orten die Trümmer durchkämmen. Versichert ist von den Betroffenen kaum einer, weil es sich um ein Hochwassergebiet handelt, in dem keine Versicherungen greifen. Die Menschen stehen also vor den Trümmern der Existenz, sowohl im eigenen Haus, als auch im Gewerbe.

Das haben wir bisher erreicht

Umso glücklicher bin ich, dass wir mit BillerbeckHILFT in kürzester Zeit solch ein unglaubliches Projekt auf die Beine stellen konnten und gebe gerne einen kurzen Überblick über das, was wir bisher erreicht haben:Durch einige Groß- und viele Kleinspenden haben wir bereits einen mittleren fünfstelligen Betrag zusammen, den wir vor Ort zum Wiederaufbau der sozialen Infrastruktur sowie zur Direkthilfe besonders betroffener Familien einsetzen können. Hinzu kommen diverse bedarfsgerechte Sachspenden, die am ersten Sammeltag Dienstag im Pfarrheim abgegeben werden. Heute folgt eine weitere Sammlung. Am jetzigen Samstag werden wir gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Billerbeck die ersten Baugerätschaften, Elektrogüter und Babysachen, deren Bedarf wir vor Ort abgeklärt haben, in die Krisenregion bringen. Wir haben bereits unglaubliches erreicht, jetzt gilt es durchzuhalten!

Alleine geht es nicht!

Das alle hätte ich aber nicht alleine auf die Beine stellen können. Daher gilt es bereits jetzt, einigen Helfern und Unterstützern zu danken. Da wäre zum einen die Verwaltung der Stadt Billerbeck, besonders Frau Dirks, Herr Messing und Frau Lammers, die in ihren jeweiligen Funktionen schier unglaubliches für uns leisten und diese ganze unkomplizierte und unbürokratische Hilfe ohne Verwaltungskosten überhaupt erst möglich machen. Sei es die Organisation der Logistik, die Unterstützung vor Ort oder die Einrichtung des Spendenkontos. Dazu dann auch die katholische Kirche, besonders in Person von Propst Serries und seinem Team, die uns das Pfarrheim sofort und ohne Zögern überlassen haben. Ohne die mediale Aufmerksamkeit des Billerbecker Anzeigers mit den Berichten von Frau Sieme würden wir niemals diese Reichweite erlangen, dass Menschen aus Coesfeld, Dülmen, Nottuln und sogar Münster auf die Aktion aufmerksam werden und BillerbeckHILFT wahrgenommen wird. Dann natürlich die grandiosen Helfer, die die Spenden annehmen, sortieren, packen und dafür die Freizeit opfern. Am Dienstag waren es 15 Freiwillige, Menschen, die ich bisher nicht kannte, die mir bei dem Projekt ungefragt und unkompliziert geholfen haben. Heute kommen viele weitere hinzu. Dafür herzlichen Dank! Phillip Weitkamp hat in einer „Über-Nach-Aktion“ die Homepage auf die Beine gestellt, nachdem wir uns am Abend vorher erst telefonisch kennengelernt haben. Die Eltern der Kita St. Johann backen für Freitag Kuchen, der auf dem Markt gegen eine Spende abgegeben wird. Blumen Wermelt hat hierfür nicht nur den Standplatz freigeräumt, sondern spendet auch noch Blumen, die gegen eine Spende verkauft werden dürfen. Auch hierfür mein großer Dank. Und dann das Engagement des lokalen Gewerbes, von Mennemann über Averstegge, B:ink, Wübbeling bis Rudolf Dirks, die uns mit Sachspenden und Hilfen unterstützen. Das ist unglaublich! Ein besonderer Dank geht aber an meine Frau, die nicht nur auf den eigentlich geplanten Urlaub verzichtet, sondern auch direkt mitangepackt hat und eigene Aktionen wie den Kuchenverkauf und eine Tombola organisiert.

Ein kurzer Ausblick

Heute werden wieder von 16-18 Uhr Spenden am Pfarrheim angenommen. Am morgigen Freitag findet dann der Kuchen/Blumen-Verkauf auf dem Markt statt. Ab morgen kann man zudem an den kommenden 3 Markttagen Lose für eine große Tombola kaufen, deren Einnahmen zu 100% an die Opfer der Flutkatastrophe geht. Für den Preis von 10€/Los sind schon jetzt, nach nicht mal 24 Stunden der Organisation und Anfragen, an die 100 Preise zusammengekommen, die sich wirklich lohnen. Zu den Unterstützern zählen Kentrup-Schuhe, Wiesenhähnchen, Reinerts Milchtankstelle, Hof Möllering, Sonja Klothen SPA, Kopfkunst, Puls 2.0, FamilyFit, Krabbelgruppe Wildfang, Bella Casa, Glückliches Zuhause und Dorfkind Nottuln. Unternehmen, die bisher aus Zeitgründen noch nicht angesprochen werden konnten und gerne mitmachen wollen, können sich bei Julia Wiesner unter 0160 94792944 melden. Samstag fährt dann wie gesagt die erste Fuhre in die Gemeinde Swisttal ab. Ich werde persönlich dabei sein und mir ein weiteres Bild von der Lage vor Ort machen, mit Betroffenen sprechen und dies zurückmelden.Die Aufbauhilfe vor Ort wird Monate und Jahre dauern. Schlimmer sind jedoch die seelischen Schäden, gerade bei den Kleinsten der Gesellschaft. Wer also noch gute Ideen für weitere Unterstützungen hat, darf sich gerne melden.

Perspektivisch möchte ich aus der Aktion einen offiziellen Verein gründen, da die Arbeit auch auf mehrere Schultern verteilt werden muss. Wir sehen, was wir bewegen können. Und das können wir in jeder Krise tun!

Es bleibt ein Wort: Danke! Christian Wiesner, Initiator

Fotos: Tobias Leuning