Zwei Monate nach der Flut: Das ist die Bilanz

Am 14. Juli 2021 konnten die meisten Menschen noch nicht wirklich absehen, was dort an der Ahr, in der Eifel und im Rheinland geschehen würde. Und die wenigen, die es vielleicht absehen hätten können oder sollen, reagierten zu spät. So ereignete sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag die schlimmste Katastrophe in der Geschichte der Gemeinde Swisttal im Rhein-Sieg-Kreis und vieler umliegender Ortschaften bis hinunter ins Ahrtal.
„Als meine Eltern anriefen und sagten, das Wasser käme im Keller aus den Wänden, dachte ich erst an einen schlechten Scherz.“, so Christian Wiesner, der 28 Jahre in der Region gelebt hat. Hochwasser in den kleinen Bächen und Flüssen, meist nach der Schneeschmelze in der Eifel, das kennt man. Auch ein sogenanntes „Starkregenereignis“ meist mit dem Zusatz „Jahrhundertunwetter“ versehen, hat sich dort bereits öfter ergossen. Doch diese Wassermassen, wie sie am 14. Juli 2021 über 8 Stunden wie aus Kübeln auf die Erde prasselten, das hatte noch niemand gesehen. Bereits Stunden später war das ganze Ausmaß der Zerstörung langsam absehbar.


Die Ortsteile Heimerzheim und Odendorf waren von der Swist beziehungsweise vom Orbach großflächig zerstört worden, viele Menschen stehen seitdem vor den sprichwörtlichen Trümmern der eigenen Existenz oder trauern um Angehörige und Freunde. „Dass man da was tun muss, war mir aus Verbundenheit zur Heimat sofort klar.“, so Christian Wiesner. „Was daraus geworden ist, das hätte ich mir aber niemals vorstellen können.“
„Geworden“ ist daraus eine der größten privaten Hilfsaktionen für die Flutopfer. Mit Billerbeck HILFT wurde in wenigen Tagen die Infrastruktur für die Sammlung von (Sach-)spenden aufgebaut, die katholische Kirche stellte hierfür das Pfarrheim , dutzende Freiwillige packten bei den Sammelterminen mit an, die Stadt Billerbeck richtete ein Spendenkonto ein und übernahm die bürokratische Abwicklung, ein örtlicher Computerladen kümmerte sich um die EDV-Sachspenden und die freiwillige Feuerwehr half bereits am nächsten Wochenende beim ersten offiziellen Transport der Spendengüter (Werkzeug, Geräte, Babysachen u.v.m.) in die betroffene Gemeinde Swisttal.


„Ohne diese Mentalität des Einfach-mal-anpackens, die hier in Billerbeck herrscht, hätte das nicht funktioniert. Das war großartig.“, erinnert sich der Initiator Christian Wiesner. Großartig ist auch das weitere Engagement der Billerbecker Bürger, von Unternehmen, Aktionen, Vereinen und Privatleuten. Durch Spendensammlungen, Tombolas, Garagenflohmärkte, Kollekten und viele weitere Initiativen kamen bis zum heutigen Tag über 200.000 Euro zusammen, die ohne Abzug von Verwaltungskosten zu 100% in die Gemeinde Swisttal geflossen sind.


„Unser großes Glück war hierbei auch die AWO Swisttal vor Ort als starker Partner bei der Verteilung der Geldspenden und Verifizierung der Betroffenheit.“, führt Christian Wiesner aus. Mit Soforthilfen von bis zu 1.500€ wurden Dutzende Familien unterstützt, die alles verloren haben. Zwei völlig zerstörte Kindergärten und eine Grundschule wurden beim Wiederaufbau und beim Notbetrieb nach den Sommerferien erheblich finanziell unterstützt, um den Kindern eine Ablenkung nach den schrecklichen Ereignissen gewährleisten zu können und gleichzeitig die betroffenen Eltern zu entlasten.


„Wir sind aber noch lange nicht am Ende angekommen. Der Wiederaufbau wird noch Jahre dauern und jetzt kommt der Winter.“, so die Befürchtung von Christian Wiesner. Gerade deshalb soll Billerbeck HILFT weiterwachsen. Die Vereinsgründung wird angestrebt, die letzten rechtlichen Hürden hierfür momentan geklärt. Denn wie es immer wieder heißt: Dies wird ein Marathon, kein Sprint.

Weitere Informationen: www.billerbeckhilft.de